Der Mittagswein. Oha. Da werde ich jetzt wahrscheinlich
schräg von der Seite angesehen. Trinkt die schon mittags? Muss die nicht mehr
arbeiten? Gedankliches Kopf schütteln, missbilligendes weg schauen. Ja, der
Mittagswein. Längst ist er aus der Mode gekommen, fast schon verpönt der Genießer
dieses Getränkes. Die, die ihn trinken
haben häufig das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen. Früher vollkommen normal,
geht heute mit dem Verlust des Mittagsweins auch ein Stück Alltagskultur
verloren. Dieses Plädoyer für den
Mittagswein ist kein Plädoyer für einen ungezügelten Missbrauch von Alkohol,
sondern eins für die wunderbare Symbiose zwischen Wein und Essen. Eine kurze
Affäre die nur einem dienen soll, den Moment der mittäglichen Nahrungsaufnahme
in Perfektion zu genießen. Eine Liaison, die ich mit Freude eingehe. Bewusst
genießend. Stilvoll. Der kultivierte Genuss des Mittagsweins ist eine ebensolche
aussterbende Spezies wie dessen Begleiter. Dem Mittagsessen. Die geschürte Eile
des Business Lunches, so nennt man das heute häufig, man ist ja always
furchtbar busy. Manche, so entsteht bei mir allerdings der Eindruck nur, weil
das schwer „en vogue“ ist und man dadurch eine Pseudowichtigkeit vorgaukeln
kann. Dies alles wird nur noch überboten durch die allerorts angebotene und
verkonsumierte „to go“ Nahrung. To go. Zum Weglaufen! Grauselig. Ich bin mir
und meiner Arbeit wert mich darum zu bemühen, das Mittagsessen in Ruhe
einzunehmen. Gestärkt und motiviert gehe ich aus dieser kurzen Auszeit zurück
an meinen Arbeitsplatz. Gut gelaunt schaffe ich viel mehr als missmutig im
Sekundentakt auf das Ende des Arbeitstages zu schielen. Der Mittagswein ist für
mich deshalb ein freundliches und erfreuliches Getränk. Es gibt ihn dort wo man
sich im eigentlichen Sinne die Pause zu Nutze macht. Diesem kurzen Zeitfenster
in der Mitte des Tages, in dem wir Energie tanken sollten für den Rest des
Tages und welches nicht ausschließlich der häufig hektischen Nahrungsaufnahme
dienen sollte. Alles bewusst genießen. Unser Körper und unsere Gesundheit dankt
es uns.
Mittags ist mir persönlich das auseinanderpflücken des Glas
Weines nicht wichtig. Ja, geradezu egal.
Fruchtig muss es sein, aus einer bekannten und guten Gegend kommen und, wie
heute, im Idealfall von einem wunderbaren Winzer. Es gibt ein Glas Merlot, rosé
von Ralf Petgen, Weingut Ökonomierat Petgen-Dahm aus Perl. Aufgrund der günstigen klimatischen
Bedingungen und der idealen Bodenverhältnisse der saarländischen Obermosel
sowie der herausragenden Arbeit des Winzers im Keller bringt das Weingut hervorragende,
mehrfach überregional ausgezeichneten Weine in die Flaschen. So ist auch der
Rosé Trinkspaß pur. Der Merlot ein bisschen auch Sommer in Frankreich im
Glas. Heute mein Mittagswein. Sonst auch
mein Mädelswein. Mein Terrassenwein. Mein, Männer der passt auch für euch Wein.
Mein Sommerwein. Mein, ach probiert ihn doch selbst! Ma(h)lzeit!