Donnerstag, 26. Mai 2016

Weine vor Freude






GEIL! Bääähm! Ich habe es geschrieben. Geil. Dieses Wort, welches normalerweise bei mir nur ab und zu einmal in einer Unterhaltung zu hören ist. Geschrieben nur ganz selten. Und wenn dann auch nur in der Korrespondenz mit Freunden. Ja, weinen vor Freude hätte ich auch noch gekonnt. An diesem Sonntag in Bochum. Ich war nämlich zu einer Weinveranstaltung dort. Ich sehe euch schon mit den Augen rollen, die Gedanken formen sich etwa so: “Will die jetzt über jede Weinveranstaltung berichten, die sie besucht?“ Entsetzen macht sich breit. Ich merk das! Nein. Ich will nicht über jede Weinveranstaltung berichten. Aber über die, die besonders sind. Über die, die anders sind. Über die, die nach Wiederholung förmlich schreien. Also genau über solche wie im Jahrhunderthaus in Bochum von Fred Riemenschneider, Manuel Donner, Stefan Gerth, Nadine Fabiao und Oliver Daniel Sopalta organisiert wurde. Fast alle Typ Student. Locker, gebildet, offen, fragend „why not“? Ziel des Ganzen: Den Ruhrpott kultivieren. Uff. Jetzt geht das Getobe los… Ich meine das nicht so! Der Ruhrpott hat ganz viel Kultur! Ich meine vielmehr, dass dieses junge Team gerne gleichaltrigen die Gelegenheit geben möchte, sich an das „schwierige“ Thema Wein ran zutrauen. Ihn zu probieren, Fragen zu stellen, Spaß zu haben. Ihnen die Möglichkeit zu geben, eine coole Alternative zum Bier zu entdecken. Und das alles ganz unkompliziert und entspannt in entsprechender Atmosphäre. Die Idee zu solch einer Veranstaltung entstand bereits vor ein paar Jahren. Und wie es so häufig ist wenn etwas erfolgsversprechend startet, es musste aus rechtlichen Gründen zu mindestens der Name geändert werden und „Weine vor Freude“ war geboren. Nach dem Erfolg der beiden letzten Jahre, ging man dieses Jahr noch einen Schritt weiter. Die Location wurde gewechselt und Winzer gefunden, mit denen zusammen man die ersten Ruhrpottweine produzierte. Der Name der Weine naheliegend „Glück auf Küwee“. Egal welche Weinfarbe man bevorzugt, im Ruhrpott trägt das Glück alle Farben. Namhafte Weingüter unterstützen die Idee und das Glück. So kommt der Weißwein vom Weingut Graf von Weyher aus der Pfalz nach Bochum. Mit ihm übrigens auch die coolsten Brillen… Jürgen, it was a pleasure… Für den Rosé zeichnet sich das Weingut Schmitt aus Rheinhessen verantwortlich. Der Rotwein entstand unter der Obhut von Christian Peth vom Weingut Petz-Wetz in Rheinhessen. Im Jahrhunderthaus war er ein bisschen versteckt, seine hervorragenden Weine aber findet man fast überall. Mein Rotweinfavorit bei ihm ist der Assemblage unfiltered. Last but not least ein Secco vom Weingut Schweder ebenfalls aus der Pfalz. Der Besucherstrom war groß und so kam auch das Jahrhunderthaus schnell an seine Grenzen. An zwei Tagen hieß es dann auch: Ausverkauft. In ist wer drin war. Wer es geschafft hatte reinzukommen genoss drinnen und draußen bei cooler Musik und in lockerer Stimmung überwiegend junge, Winzer und deren Weine. Einziges erklärtes Ziel aller: Spaß haben und das Leben genießen. Unkonventionell wurden Weine und die ein oder andere Besonderheit präsentiert. Mehr als „nett“ zum Beispiel die special Flaschengestaltung vom Weingut Nett. Glaube, Liebe, Hoffnung lässt mich nicht los. Ein besonderer Riesling… Und wie geil war das denn? Da konnte man am Stand des gleichnamigen Weingutes direkt auch über Küche sprechen, begleitende Weine und die Bedeutung von WildschWein. War doch am Sonntag der Bruder des Winzers vor Ort. Ein Patissier und Koch. Unter anderem konnte man seine Kreationen in der Drei-Sterne-Gastronomie von Klaus Erfort in Saarbrücken probieren. Apropos Dessert. Das gab es auch in flüssiger Form. Ein Rotwein der mit speziell gerösteten Arabicakaffeebohnen angesetzt wurde. Stirnrunzeln, Skepsis? Kann ich verstehen. Bei mir auch. Bis ich ihn probiert hatte. Hammer. Ersetzt (fast) jedes Dessert und den Kaffee danach. Sozusagen all-in-one. Ein Lama war übrigens auch da. Mari. Ein Getränk aus Mate, Riesling und u.a. Holunder. Damit würde ich dann auch den Weg nach Italien schaffen – wäre Italien nicht in Form des Weingutes Ômina aus Latium ebenfalls vor Ort gewesen. Die Besonderheit und Geschichte dieses Weingutes erzähle ich euch aber separat. Ich würde nach all den vielen unkomplizierten und entspannten Gesprächen am Sonntag sagen, Ziel erreicht. Und ihr hoffentlich, ok. Diese Veranstaltung war jeden Bericht wert.