GEIL! Bääähm! Ich habe es geschrieben. Geil. Dieses Wort,
welches normalerweise bei mir nur ab und zu einmal in einer Unterhaltung zu
hören ist. Geschrieben nur ganz selten. Und wenn dann auch nur in der
Korrespondenz mit Freunden. Ja, weinen vor Freude hätte ich auch noch gekonnt.
An diesem Sonntag in Bochum. Ich war nämlich zu einer Weinveranstaltung dort.
Ich sehe euch schon mit den Augen rollen, die Gedanken formen sich etwa so: “Will
die jetzt über jede Weinveranstaltung berichten, die sie besucht?“ Entsetzen macht
sich breit. Ich merk das! Nein. Ich will nicht über jede Weinveranstaltung
berichten. Aber über die, die besonders sind. Über die, die anders sind. Über
die, die nach Wiederholung förmlich schreien. Also genau über solche wie im
Jahrhunderthaus in Bochum von Fred Riemenschneider, Manuel Donner, Stefan
Gerth, Nadine Fabiao und Oliver Daniel Sopalta organisiert wurde. Fast alle Typ
Student. Locker, gebildet, offen, fragend „why not“? Ziel des Ganzen: Den
Ruhrpott kultivieren. Uff. Jetzt geht das Getobe los… Ich meine das nicht so!
Der Ruhrpott hat ganz viel Kultur! Ich meine vielmehr, dass dieses junge Team
gerne gleichaltrigen die Gelegenheit geben möchte, sich an das „schwierige“
Thema Wein ran zutrauen. Ihn zu probieren, Fragen zu stellen, Spaß zu haben.
Ihnen die Möglichkeit zu geben, eine coole Alternative zum Bier zu entdecken.
Und das alles ganz unkompliziert und entspannt in entsprechender Atmosphäre. Die
Idee zu solch einer Veranstaltung entstand bereits vor ein paar Jahren. Und wie
es so häufig ist wenn etwas erfolgsversprechend startet, es musste aus
rechtlichen Gründen zu mindestens der Name geändert werden und „Weine vor
Freude“ war geboren. Nach dem Erfolg der beiden letzten Jahre, ging man dieses
Jahr noch einen Schritt weiter. Die Location wurde gewechselt und Winzer
gefunden, mit denen zusammen man die ersten Ruhrpottweine produzierte. Der Name
der Weine naheliegend „Glück auf Küwee“. Egal welche Weinfarbe man bevorzugt,
im Ruhrpott trägt das Glück alle Farben. Namhafte Weingüter unterstützen die
Idee und das Glück. So kommt der Weißwein vom Weingut Graf von Weyher aus der
Pfalz nach Bochum. Mit ihm übrigens auch die coolsten Brillen… Jürgen, it was a
pleasure… Für den Rosé zeichnet sich das Weingut Schmitt aus Rheinhessen
verantwortlich. Der Rotwein entstand unter der Obhut von Christian Peth vom
Weingut Petz-Wetz in Rheinhessen. Im Jahrhunderthaus war er ein bisschen
versteckt, seine hervorragenden Weine aber findet man fast überall. Mein Rotweinfavorit
bei ihm ist der Assemblage unfiltered. Last but not least ein Secco vom Weingut
Schweder ebenfalls aus der Pfalz. Der Besucherstrom war groß und so kam auch
das Jahrhunderthaus schnell an seine Grenzen. An zwei Tagen hieß es dann auch: Ausverkauft.
In ist wer drin war. Wer es geschafft hatte reinzukommen genoss drinnen und
draußen bei cooler Musik und in lockerer Stimmung überwiegend junge, Winzer und
deren Weine. Einziges erklärtes Ziel aller: Spaß haben und das Leben genießen. Unkonventionell
wurden Weine und die ein oder andere Besonderheit präsentiert. Mehr als „nett“ zum
Beispiel die special Flaschengestaltung vom Weingut Nett. Glaube, Liebe,
Hoffnung lässt mich nicht los. Ein besonderer Riesling… Und wie geil war das
denn? Da konnte man am Stand des gleichnamigen Weingutes direkt auch über Küche
sprechen, begleitende Weine und die Bedeutung von WildschWein. War doch am
Sonntag der Bruder des Winzers vor Ort. Ein Patissier und Koch. Unter anderem
konnte man seine Kreationen in der Drei-Sterne-Gastronomie von Klaus Erfort in
Saarbrücken probieren. Apropos Dessert. Das gab es auch in flüssiger Form. Ein
Rotwein der mit speziell gerösteten Arabicakaffeebohnen angesetzt wurde.
Stirnrunzeln, Skepsis? Kann ich verstehen. Bei mir auch. Bis ich ihn probiert
hatte. Hammer. Ersetzt (fast) jedes Dessert und den Kaffee danach. Sozusagen
all-in-one. Ein Lama war übrigens auch da. Mari. Ein Getränk aus Mate, Riesling
und u.a. Holunder. Damit würde ich dann auch den Weg nach Italien schaffen –
wäre Italien nicht in Form des Weingutes Ômina aus Latium ebenfalls vor Ort
gewesen. Die Besonderheit und Geschichte dieses Weingutes erzähle ich euch aber
separat. Ich würde nach all den vielen unkomplizierten und entspannten Gesprächen
am Sonntag sagen, Ziel erreicht. Und ihr hoffentlich, ok. Diese Veranstaltung
war jeden Bericht wert.