Oha. Eine Einladung nach Wuppertal. Wuppertal. Okeee… Nicht,
dass ich Vorurteile hätte… Aber… Es hieß also, genau pro und contra abzuwägen.
Pro, ich kenne sehr nette Menschen in Dabbeljuappervälley – hehe. Insider… Also
nochmal. Ich kenne sehr nette Menschen in Wuppertal, ich kenne das Buch, die Autorin, die Weine,
den Winzer. (Anmerkung der Redaktion: Es handelte sich um eine Einladung zu
einer Lesung. Und wie man unschwer erkennen kann, es gab auch noch Wein. Mit
letzerem kann man die Schreiberin in der Regel immer ködern – das nur als
kleiner Tipp für alle die, die schon ewig auf einen Besuch von ihr hoffen.)
Contra, es ist WUPPERTAL! Nicht unbedingt eine Stadt mit einem Charisma zum
Dahin schmelzen. Es geht auch ums Prinzip. Ich
muss außerdem mit dem Auto fahren und es gibt verdammt dunkle Gegenden dort… Und ich kenne den Veranstalter nicht. Mmmmh, das Contra ist nicht sooo überzeugend. Außerdem bin ich, was neues
angeht, ausgesprochen neugierig und offen. Also? Ab nach Wuppertal. Das Boda-Weinhaus
lud in die Baumsche Villa im Stadtteil Elberfeld-West zu einer Lesung mit
begleitenden Weinen und Essen ein. Das hatte ich so auch noch nicht erlebt und
um es vorweg zu nehmen, jeder der nicht dabei war, hatte etwas verpasst.
Annette Köwerich, Ehefrau des Winzers Nick Köwerich aus Leiwen an der Mosel,
las an diesem Abend aus ihrem Debütroman „Briefe von Ophelia und Jan“, während
den Gästen die unterschiedlichen Weine des Weingutes als Begleitung geboten
wurden. „Briefe von Ophelia und Jan“ ist kein klassischer Liebesroman. Vielmehr
vermittelt Annette Köwerich durch eine sehr gute Recherche und ihr Wissen um
die Landschaft an Rhein und Mosel, den Wein und das Kennen der Moselaner in
kurzweiliger Form auch viel über die Geschichte dieser Landschaft und ihren Bewohnern. Die Plätze von denen sie erzählt, gibt
es wirklich. So gab es an diesem Abend auch immer wieder zustimmendes Nicken
und bestätigende Äußerungen der Zuhörer. Und die Frage ob der ´75er oder der ´76er der bessere
Jahrgang gewesen sei, beantwortete ebenfalls nicht nur das Buch. Auch nach der
Lesung blieb bei mir, wie schon nach dem Lesen dieses Buches, die Sehnsucht
nach der Mosel und ihren Weinen. Letztere wurde allerdings zu mindestens kurz gemildert.
Als Riesling-Liebhaberin freute ich mich
über die Weine des sympathischen Winzers. Er macht auf seinem Weingut keine Experimente.
In seinen Parzellen wird ausschließlich Riesling angebaut. Bei ihm gibt es
Riesling und Riesling und Riesling. Hochgelobt in den unterschiedlichsten
Pressen, international ausgezeichnet. Auch in den Gesprächen mit den Gästen an
diesem Abend konnte ich immer wieder hören, dass ein Wein besser als der andere
sei, man sich nicht entscheiden könnte. Was man gottlob ja auch nicht musste… Sicherlich noch einmal eine besondere
Auszeichnung. Sind doch diese Weintrinker meistens die ehrlichsten, frei von
allen Zwängen in der Beurteilung. Selten, dass jeder Wein eines einzigen Weingutes
so einen Zuspruch findet. So hatte Peter Bothmann, der Veranstalter dieses
gelungenen Abends, wohl sehr viel Grund zu strahlen. Bescherte er den Gästen
doch einen genussreichen Abend für alle Sinne und mancher Gast überdachte seine
Vorurteile ob der Weine von der Mosel. Peter Bothmann kommt übrigens
ursprünglich aus dem Ruhrpott. Dort war er bereits als fünfjähriger „Bub“
überrascht welche Faszination Wein ausüben kann. Als junger Mann fand er dann letzte
Bestätigung im Saarland auf dem Weingut
„von Hövel“ und somit war sein Schicksal besiegelt. Er war endgültig infiziert.
Heute betreibt er einen wunderbare Weinhandlung in, ja, Wuppertal. Meine Frage
nach den Weinen, die er anbietet beantwortete übrigens ein Ehepaar. Leckere.
Einfach leckere. So entspannt wie diese Antwort ist er auch. Unkompliziert.
Schmeckt, schmeckt nicht kann ihm vollkommen als Beurteilung reichen. Mein
Tipp, Wein ins Glas, die Seite www.boda-weinhaus.de aufrufen und mit ganz viel
Spaß die unterschiedlichen Rubriken lesen und/oder dann ihn am besten
persönlich besuchen. Hatte irgendjemand Vorurteile wegen Wuppertal?